Bandipur Nationalpark / Tusker Trail Lodge

Um 7 Uhr nach einem Early Morning Tea starteten wir an Bord eines offenen Unimogs made in India, begleitet vom Naturalist H.P. Yatish auf den Morning Game Drive. Ausser zahlreichen Vögeln und Hirschen sahen wir nicht allzuviel. Dafür war der Besuch im Elefantencamp mit einem ausserordentlich lebhaften, wenige Wochen alten Jungtier attraktiv. Es versuchte zuerst immer wieder, irgend jemanden von uns über den Haufen zu rennen, gab jedoch seine Anstrengungen sofort auf, wenn es realisierte, dass es keinen Erfolg hatte. Später beim Baden klettert e es unermüdlich auf seine im Wasser liegende Mutter und liess sich von dort wieder ins Wasser hinuntergleiten.

Nach dem Morgenessen nahmen uns Mrs. Devi und ihr Sohn zum Gehege des zahmen Leopardenpaars, das sie als hilflose Jungtiere erhalten und erfolgreich aufgezogen hatten. Das grosszügige Gehege war zusätzlich mit einem Elektrozaun abgesichert, weil die beiden Insassen nachts oft Besuch von wilden Artgenossen erhielten. Der Sohn hatte deshalb eine Lichtfalle gebastelt, die schon viermal ausgelöst worden war. Leider waren die entsprechenden Bilder noch nicht entwickelt. Im Moment wurde an einem abgelegen Ort ein neuer Käfig gebaut, der als Übergangsquartier für die Wiederaussiedlung der beiden Katzen dienen sollte. Normalerweise hatten die Gäste der Lodge auch zum jetzigen Gehege keinen Zutritt, um die Leoparden nicht allzusehr an die Menschen zu gewöhnen. Allerdings schienen mir die beiden, unterdessen fast ausgewachsenen 15 Monate alten Jungkatzen, bereits eine recht starke Beziehung zur ihren Pflegepersonen, die sie auch regelmässig ausserhalb des Geheges spazieren führten, aufgebaut zu haben. Sie wurden von Zeit zu Zeit auch mit lebenden Haustieren gefüttert, um sie ans Wildleben zu gewöhnen. Von mir wollten Mrs. Devi und ihr Sohn wissen, wie ihre beiden Lieblinge entwurmt und für den Transport allenfalls sediert oder gar narkotisiert werden könnten. Die geplante Aussiedlung dieser weitgehend zahmen und auf den Menschen geprägten Tiere erscheint mir höchst Risiko-beladen, da sie sich mit grösster Wahrscheinlichkeit zu menschlichen Siedlungen durch-schlagen und dort auch an Haustieren vergreifen werden. Ich äusserte mich auch dementsprechend, doch Mrs. Devi und ihr Sohn waren sehr optimistisch, dass ihr Experiment gelingen werde, was im Interesse der beiden Tiere zu hoffen ist.

Nach einem ausgezeichneten Lunch und einer kurzen Mittagspause ging es um 16 Uhr mit dem Unimog wieder auf Game Drive. An einem Teich trafen wir mitten in der Wildnis auf etwa 40 bis 50 Personen jeden Alters, die hier ihr Nachtlager errichteten und mit der Zubereitung des Nachtessens beschäftigt waren. Der Begleiter erklärte uns, dass es sich um ehemalige Bewohner dieser Gegend handelte. Sie hatten nach der Umwandlung des 1941 aus dem Jagdpark des Maharajas von Mysore entstandenen Schutzgebietes in einen Nationalpark im Jahre 1973 ausziehen müssen. Das Natur-schutzgebiet hat mittlerweile eine Fläche 840 km2 mit einer Kernzone von 335 km2 sowie 105 km2 Touristenzone . Die ursprünglichen Bewohner/innen werden von der Regierung auch heute noch zur Pflege und vor allem immer wieder zur Feuerbekämpfung im Park zusammengezogen und eingesetzt. Tatsächlich hatten wir bereits vom nördlichen Ufer des Kabini River aus zahlreiche Buschfeuer und Waldbrände aus der Ferne und nun ebenfalls aus nächster Nähe beobachten können. Diese Feuer werden zwar zu einem grossen Teil von den Wildhütern angelegt, um das Buschwerk gezielt und lokalisiert abzubrennen, bevor der Wald vollständig ausgedörrt ist und als Ganzes Feuer fangen könnte. Einzelne dieser Feuer geraten jedoch immer wieder ausser Kontrolle, ganz besonders dann, wenn wie in diesem Jahr, die Hitze und Trockenheit nach zu geringen Regenfällen während des vorangegangenen Monsuns zu früh einsetzt.

Kurz vor dem Parkausgang, die Dämmerung hatte schon eingesetzt, sahen wir einen Haubenadler, der einen kleinen Vogel kröpfte. Er liess sich von unserer Anwesenheit überhaupt nicht stören. Leider war es bereits zu dunkel, um Aufnahmen zu machen. Als wir zum Postamt kamen, war es vollends dunkel. Der Posthalter öffnete jedoch sein Büro nochmals für uns und brachte für die Damen extra Stühle herbei. Dann drückte er mit grosser Sorgfalt seinen Poststempel mit dem Abdruck einer Tigerpfote auf jede einzelne Postkarte, die wir ihm reichten. Auch unsere Vogellisten und andere Dokumente wurden auf Wunsch mit dem seltenen Stempel versehen. Nachdem wir ihm noch eine grössere Anzahl Briefmarken abgekauft hatten, machten wir uns endgültig auf den Rückweg zur Lodge. Nach dem Dinner stellte uns Sudar seinen Nachfolger Deena vor. Wir besprachen miteinander den weiteren verlauf der Reise und stellten dabei fest, dass das von Meridian Holidays zusammengestellte Programm von demjenigen, das Peter von Arx den Reise-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern ausgehändigt hatte, an mehreren Stellen abwich. Eine Erfahrung, die wir in der Folge noch mehrmals machen sollten. In diesem Sinne war das Missverständnis mit dem Lunch bei der Ankunft in der Tusker Trail Lodge nur ein Anfang gewesen.

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