Dienstag bis Donnerstag,
6. - 8. Oktober 1998 Sacha Lodge.
Diese drei Tage verbringen wir mit Waldspaziergängen
und anderen Ausflügen. Tagwache ist jeweils zwischen 5.00 und 6.00
h. So können wir nach dem Morgenessen zw. 6.00 und 7.00 h mit den
Aktivitäten beginnen.
Auf
den Waldspaziergängen erweist sich Jorge als halber Medizinmann.
Neben dem theoretischen Wissen über die Pflanzen und deren
Verwendung gibt es bei Myrthas Fieberblase und Nicoles Wespenstich
auch noch eine praktische Anwendung des Safts des Sangue del Drago-Baumes.
Das blutrote Harz wird auf der betroffenen Stelle verrieben bis es weiss
wird. Uns wird auch noch die Palme gezeigt deren junge Triebe zur Herstellung
der Panama-Hüte verwendet wird. Ebenfalls die Palme deren Früchte
früher und heute wieder vermehrt zur Knopf- und Schmuckherstellung
verwendet wird (Tagua).
Der
Ausflug mit dem Boot zur Salzlecke der Papageien zeigt uns Unmengen
von Sittichen und Papageien in den Bäumen am Berghang, aber die
Vögel sind heute zu nervös oder sonst nicht gewillt an den
Hang zu fliegen, um ihre Mägen mit der Erde zu beruhigen. Auf dem
Ausflug zum 40 Meter hohen Birdwatchers-Turm, der um einen Kabockbaum
herum errichtet worden ist, sind wir durch wunderschöne Kanäle
gepaddelt.
Das flache Schwarzwasser mit Rochen und Piranhas, überdacht
mit dichter Vegetation erzeugen eine Stimmung, die der einer grossen
Kathedrale gleichkommt. An diesem Nachmittag gibt es vom Turm aus jedoch
nicht sehr viel Interessantes zu sehen. Ausser einen White throat-Tucan
und einigen Arasaris ist nicht viel zu entdecken. Das Glucksen der Oropendulas
hat uns jedoch die ganzen drei Tage begleitet. Den Huazin haben wir
bereits am Ankunftsabend in der Lodge gesehen.
An Säugern konnten wir eine Familie Seidenaffen
beobachten, Jorges Augen haben diese dunkel gekleideten Äffchen
auf der dunklen Rinde eines Baumes entdeckt. Die Horde Nasenbären,
die unseren Weg kreuzt, haben wir mehr gehört als gesehen. Die
zwei bis drei Schatten, die wir gesehen haben widersprechen auf jeden
Fall klar der Schätzung von Conny und Jorge, die meinen, es mit
etwa 20 bis 30 Tieren zu tun gehabt zu haben. Die Schwarzmantel Tamarine
haben wir auch nur aus einiger Entfernung in den oberen Etagen des Waldes
gesehen. Die Horde Totenkopfäffchen, die zusammen mit Kapuzineraffen
unseren Weg gekreuzt hat, können wir ca. 15 Min. beobachten.
Die
nächtliche Kaimansuche auf dem See vor der Lodge zeigt uns einmal
zwei rote Augen in ziemlicher Entfernung. Das Piranhafischen mit Fleisch
aus der Küche im See vor der Lodge erweist sich als ziemlich heikel.
Die Köder sind meist schon abgefressen bevor die Angel ganz unten
angekommen ist. Trotzdem haben wir uns ganz gut geschlagen. Wir Touristen
haben gemeinsam 6 Fische herausgezogen. Jorge hat einen ausgewachsenen
Piranha an der Angel. Als er uns die Zähne des Fisches zeigt, sind
wir beeindruckt und dabei habe wir zweimal pro Tag, jeweils nach unserem
Waldspaziergang hier gebadet. Die Gefährlichkeit der Piranhas sind
zwar keine Ammenmärchen aber Angst muss man keine haben. So lange
die Fische nicht in einem austrocknenden Flussarm eingepfercht sind
oder sonst wie massiert auftreten und nichts mehr zu fressen haben nehmen
sie lieber kleinere Beute als dass sie sich anstrengen und aus einem
Menschen oder Tier ein Stück Fleisch heraus beissen.Den
Fischausflug hat Myrtha an diesem Tag nicht mitgemacht, sie ging mit
den amerikanischen "die hard" Birdwatchern lieber vögeln.
Lothar beklagte sich noch über die Infos
vom Reisebüro. Auflagen über das Mitnehmen von eigenen Gummistiefeln
zu bekommen aber keine Informationen über die Dunkelheit unter
dem Blätterdach des Regenwaldes zu erhalten. Er hat seinen Blitz
und das lichtstarke Objektiv zu Hause gelassen und lieber die Gummistiefel
mitgenommen. Conny hat jedoch Stiefel bis Grösse 47 in der Lodge
und die meisten Wege sind bei dem Wetter das wir haben auch in Sandalen
problemlos begehbar.
Eindrücklich
ist an diesem Tag noch die Antwort der Wespen auf unser "Sacha" Gebrüll.
Durch rhythmisches Reiben der Flügel am Nest entsteht ein eindrückliches
lautes Rasseln, das Feinde eigentlich warnen sollte. Zu erwähnen
ist auch noch die Liane, die das Personal der Lodge zu einem
Tarzan Spielplatz umgestalten hat. Neben dem Tourismus hat die
Lodge noch eine zweite Einnahmequelle. Im Schmetterlingshaus werden
Schmetterlinge gezüchtet deren Puppen in die ganze Welt exportiert
wurden und auch wieder werden wenn die Exportgenehmigung aus Quito wieder
eingetroffen ist. Dass es keine T-Shirts zu kaufen gibt haben wir alle
schriftlich moniert. Conny kann ihren Angestellten als Belohnung nicht
mal mehr ein T-Shirt zukommen lassen. Bis ihr Büro in Quito reagiere
sei eh alles zu spät. Alles in allem haben wir drei wunderschöne
Tage in der Sacha (heisst übrigens Wald) Lodge verbracht und würden
gerne länger bleiben. Lilo hat das Gästebuch mit einer Zeichnung
versehen, ich ein Verslein gebrünzelt und wir alle unterschrieben.
An diesem Abend war der Generator erst um 22.30 Uhr aus - und wir mussten
noch unsere Koffer packen.