Heute hatte es Beat mit einem ‚Delhi Belly' erwischt, er erschien - ganz im Gegensatz zu sonst - etwas wackelig zum Morgenessen. Da wir bereits um 8 Uhr wegfuhren und flott vorankamen, waren wir die ersten Besucher in Fatehpur Sikri der verlassenen Stadt, die Kaiser Akbar zwischen 1569 und 1574 erbauen liess. Sie soll später nach seinem Tode wegen Wassermangels wieder verlassen worden sein und entging so der Zerstörung. Zu unserer Überraschung hatte es am Eingang im Gegensatz zu früher keine Händler und Gaukler mit Tanzbären mehr. Ist dies wohl ein Zeichen dafür, dass die Regierung allmählich das Verbot, Lippenbären als Jungtiere zu fangen, ihnen die Eckzähne auszubrechen und eine Schnur durch das obere Gaumendach zu ziehen und sie mit Hilfe erhitzter Bleche zum Tanzen ‚abzurichten', durchzusetzen beginnt. Wir hatten allerdings einige dieser bedauernswerten Kreaturen an der Strasse von Agra hierher gesehen.
Lamba hatte einen ausgezeichneten Führer engagiert, der die Vergangenheit dieser Stadt mit Palästen, die bereits damals über Kühleinrichtungen im Sommer und Heizungen im Winter verfügt hatten, lebendig und begeistert vortrug. Auch dem Grabmahl des heiligen Salim Chishti, der dem lange Zeit kinderlos gebliebenen Kaiserehepaar zu einem Nachkommen verholfen haben soll, statteten wir einen Besuch ab. Wie hat er es wohl fertig gebracht? Darüber schweigt die Geschichte.
Zum Lunch trafen wir in der Bharatpur Forest Lodge ein, deren Zimmer seit
unserem letzten Besuch gründlich renoviert worden waren und nun über eine
Klimaanlage verfügten. Dass diese nicht allzu wirksam sein konnte, verriet
mir mein Thermometer, der während meines nachmittäglichen Nickerchens 28°C
anzeigte. Um 16 Uhr starteten wir zur Abendpirsch mit den Rikshas. Lamba hatte
sein Fernrohr bei sich und ermöglichte uns so, interessante Vögel etwas näher
zu betrachten. Alfred war in seinem Element und kam kaum nach, für uns die
vielen Vogelarten zu bestimmen und zu übersetzen. Trotz dem Wegzug der eigentlichen
Wintergäste wimmelte es von verschiedenen Limikolen, Blatthühnchen, Enten
und Gänsen, Buntstörchen, Reihern und Kingfishern. Auch einzelne Eulen, wie
den Brahmakauz und die Halsbandeule sowie Saruskraniche bekamen wir zu Gesicht.
Wir schafften es nicht einmal, bis zum Tempelchen zu gelangen, soviel Interessantes
sahen wir unterwegs.
Nachdem wir zur Lodge zurückgekehrt waren, sagte mit Lamba, wir hätten pro Riksha 150 Indian Rupies zu bezahlen, was mich einigermassen stutzig machte. Anschliessend versuchten wir vergeblich mit Akbar Hussain, dessen Telefon-Nummer ich von Andrew erhalten hatte, anzurufen. Er hatte auf verschiedene Fax aus der Schweiz überhaupt nicht mehr reagiert. Auf dem Weg zu meinem Zimmer traf ich eine etwa 70-jährige deutsche Pianistin an, die in Indien Workshops leitet und sich seit 9 Tagen hier im Park befand. Es ergab sich ein ausserordentlich interessantes Gespräch über Reisen in Indien.
Lamba sagte mir bei der Besprechung des morgigen Programms, er hätte die
Boote bestellt und einen Führer engagiert. Ich hätte nur den Parkeintritt
von 900 Indian Rupies und die Bootsfahrt zu bezahlen. Nun wollte ich Klarheit
und stellte ihn zur Rede wegen seines Engagements, das er mit Meridian Holidays
eingegangen war. Er sagte, sie hätten ihn angefragt, ob er auf unseren ausdrücklichen
Wunsch die Führung in Nordindien übernehmen könne. Er habe als alter Freund
von Peter und mir zugesagt, aber bis jetzt von Meridian noch keine einzige
Rupie erhalten. Nun war mir alles klar wegen der Rechnungen, die wir ständig
bezahlen sollten, obwohl die Reise mit allem inklusive ausgeschrieben worden
war. Ich bat ihn von zu Hause aus sofort einen Fax an Peter von Arx zu senden
und ihm den Sachverhalt zu schildern.
Beim Dinner orientierte ich die Leute und sagte ihnen, wir seien daran, nach
einer raschen Lösung zu suchen. Schon bald kam Lamba zurück und berichtete,
er habe mit Peter telefoniert. Dieser sei nun am Rotieren und versuche Meridian
zu erreichen. Er werde mich so gegen 21 Uhr anrufen, um mir mitzuteilen, was
er erreicht habe. Gegen 22 Uhr kam dann das Telefon von Peter mit der Anweisung
sämtliche Kosten zu übernehmen, um die Reise im geplanten Stil fortsetzen
zu können. Leider habe ein Einzelreisender von ihm über die Weihnachtstage
erlebt, dass Meridian für ihn in den Parks weder irgend etwas reserviert,
noch die Eintritte bezahlt habe. Ihm selbst und Gigi sei es ähnlich ergangen,
er hätte die Hotel und Lodges zum Teil aus dem eigenen Sack bezahlt, obwohl
alles bereits vorausbezahlt gewesen sei. Er werde nun von der Schweiz aus
unsere nächsten Zielorte per Fax orientieren und ihnen für die Kosten garantieren.
Wenn wir knapp an Geld seien, wäre uns der General Manager der Forest Lodge,
Mr. S.B. Mathur behilflich. Auf meine Frage, warum ich über diese Schwierigkeiten
nicht orientiert gewesen sei, meinte Peter, er habe die Probleme mit dem Geschäftsführer
der Meridian Holidays Mr. Topivala in dessen Büro im Mumbai aus-führlich besprochen
und es sei ihm glaubhaft versichert worden, dass dies Missverständnisse gewesen
seien,
die nicht mehr vorkämen.
Nach dem Telefon lud mich Mr. Mathur zu einem Drink an den Tisch zu seinen Leuten und den Parkaufsehern, die ich von früheren Besuchen her schon kannte. Er versicherte mir wiederholt, er würde unserer Gruppe und mir in jeder Weise behilflich sein. Obwohl er sich über die Meridian Holidays nicht weiter äussern wollte, so liess er doch klar durchblicken, dass er von dieser Firma nicht viel halte und ihr im Grunde nicht traue. So schlecht diese Nachrichten im Moment auch waren, so sah ich nun klar, aus welchem Winkel diese Schwierigkeiten auf dieser Reise gekommen waren.
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