Mumbai - Delhi - Agra / Hotel Mansingh Palace

Begleitet von Andrew verliessen wir um 4 Uhr das Hotel, fuhren zum nahen Flughafen und checkten mit seiner Hilfe ein. Der Flug AI 147 der Air India verliess Mumbai mit nur 10 Minuten Verspätung Richtung Delhi. Nach einem ruhigen Flug, einem freundlichen Service und einem guten Frühstück an Bord landeten wir kurz nach 8 Uhr bei misslichen Sichtverhältnissen auf dem Indhira Gandhi Inter-national Airport. Der Captain meinte in seiner Durchsage trocken, die Landung sei wirklich unter minimalen Sichtbedingungen erfolgt und er sei froh, dass er die Maschine noch zu Boden gebracht habe.

Eine Aussage, die wenig später eine traurige Aktualität erlangen sollte. Nachdem wir das Gepäck wieder in Empfang genommen hatten, fuhr uns Mr. R.K. Harish mit dem bereitstehenden Bus seiner Firma zum Domestic Airport. Als wir in die Hauptstrasse Richtung Stadt einbiegen wollten, kam die Flughafenfeuerwehr mit mehreren Fahrzeugen und einer Ambulanz mit heulenden Sirenen daher. Auf der Weiterfahrt begegneten wir mehreren Feuerwehrfahrzeugen, die offensichtlich von Delhi kamen. Teils waren Uraltvehikel dabei, bei denen ein Beifahrer wie wild von Hand die Alarmglocke läutete. Harish meinte aufgrund der Richtung, welche die Feuerwehren eingeschlagen hatten, es handle sich wahrscheinlich um einen Brand in einem nahegelegenen grossen Tanklager.

Da sich Harish's Ausweis zur Erneuerung im Moment bei der entsprechenden Amtsstelle befand, konnte er uns nicht in die Abflughalle begleiten, das heisst, wir hatten selbst einzuchecken. Dies liess sich vorerst auch gut an. Von einem Indian Airlines-Mitarbeiter wurde unsere Gruppe zu einer Dame an einen leeren Schalter gewiesen, an dem zwar angeschrieben stand ‚Nur Handgepäck'. Diese zeigte sich jedoch absolut nicht begeistert und wies uns mürrisch trotz meiner Proteste, ich sei hierher verwiesen worden, an einen der anderen Schalter. Dies veranlasste mich zur Bemerkung, bei den Jet Airways sei eben die Bedienung weitaus freundlicher und ich würde in Zukunft nur noch diese Linie berücksichtigen.

Nun nach dem Einchecken schien alles noch zu klappen, dann wurden die Startzeiten aller Flüge um eine Stunde verschoben - Kunststück, es war ja keine Feuerwehr da. Für uns beutete es, Start um 11 Uhr statt um 10 Uhr. Plötzlich kam Beat, er habe von einem Wartenden erfahren, eine Militär-maschine sei beim Anflug im Nebel auf eine stark bevölkerte Vorortssiedlung von Delhi abgestürzt. Dabei seien sämtliche Insassen sowie einige Bewohner am Boden getötet worden. Wirklich ein Aufsteller, wenn man selbst auf dem Flughafen auf den Abflug wartet. Wir fragten uns, ob wir nicht sofort einen Bus zur Fahrt nach Agra organisieren sollten. Ich schlug vor, vorerst einmal bis um 11 Uhr noch zuzuwarten, da unser Gepäck ja schon weg sei und im Falle einer Streichung des Flugs die Airline bei der Organisation des Weitertransports behilflich sein müsse. Kurz vor 11 Uhr wurde unser Flug IC 407 aufgerufen und wir wurden per Bus zu einer Maschine der Air Alliance, einer Boeing 737 gekarrt. Welche Überraschung an Bord der offenbar kürzlich renovierten Maschine. Alles blitzsauber und ein freundlicher Service, der sich mit demjenigen der Jet Airways vergleichen liess. Nach einem etwa halbstündigen Flug landeten wir in Agra, wo uns unser alter Freund Lamba und ein neuer Driver erwarteten und umgehend ins Hotel Mansingh Palace brachten.

Als wir uns zum Lunch trafen, wusste Beat aus den Nachrichten, dass es beim Absturz mindestens 28 Tote gegeben hatte und Lamba ergänzte, im Flugzeug hätten sich wichtige Luftwaffenangehörige befunden. Der Flughafen Delhi sei nun bis auf weiteres wegen der Abklärungen zur Unfallursache für jeden Flugverkehr gesperrt. Wir waren offensichtlich mit der letzten Maschine gelandet und wiederum mit der letzten Maschine gestartet, nachdem sich der Unfall um 08.40 Uhr ereignet hatte. Beat schlug vor, heute Abend rasch Peter anzurufen, um ihm mitzuteilen, dass wir alle wohlauf seien. Man wisse schliesslich nicht, wie die Nachricht des Absturzes verbreitet werde.

Nach einem kurzen Besuch im Fort, das für einen offiziellen Ministerbesuch herausgeputzt und von praktisch allen fliegenden Händlern befreit worden war, wollten wir den Taj Mahal noch vor 16 Uhr erreichen, da nachher die Eintrittspreise um ein Vielfaches erhöht würden. Auf einem offiziellen Parkplatz einige Hundert Meter vom eigentlichen Eingang mussten wir unseren Bus verlassen und auf ein Elektro-fahrzeug umsteigen - Kosten 2 Indian Rupies.

Die Bezahlung dieser kleinen Beträge macht immer mehr Schwierigkeiten, da die Indische Zentralbank die 2- und 5- Rupies-Noten wegen zu starker Abnützung zum endgültigen Einstampfen zurückruft. Entsprechende Münzen werden vom Servicepersonal nur höchst ungern abgegeben, die reichen Touries können schliesslich auf das Wechsel-geld für 10 Rupies (der kleinsten Note) wesentlich besser verzichten als sie selbst. Im Taj Mahal hatte es wie immer am Sonntag viele einheimische Besucher, die in langen Schlangen vor der Einlasskontrolle warteten. Es ging jedoch erstaunlich rasch vorwärts und die Kontrolle war ganz unterschiedlich. Bei mir genügte der Hinweis ‚Fotoausrüstung, keine Video-Kamera', wahrend bei anderen die Taschen nach Zigaretten und Feuerzeugen durchsucht wurden. Der Taj Mahal, das Grabmahl von Mumtaz Mahal, die 1629 an der Geburt ihres 14. Kindes gestorben war, wurde im Auftrag ihres Gatten, dem König Shahjahan von 20'000 Arbeitern in 22-jähriger Bauzeit errichtet. Er ist eines der sieben Weltwunder und so stand er auch im milden Abendlicht vor uns. Rings um die grosse Terrasse und in den Gartenanlagen wimmelte es von Besuchern. Ich schaute dem Treiben zu, während sich die Gruppe unter kundiger Führung das Innere des Mausoleums anschaute. Gegen Sonnenuntergang nahm der sonst schneeweisse Marmor eine rötliche Farbe an. Auf der Rückfahrt machten wir noch an einer Manufaktur für Einlegearbeiten, in der zum Beispiel Marmortischplatten, Untersätze und Schatullen mit Halbedelstein-Intarsien in traditioneller Weise von Hand angefertigt werden. Der Besitzer dieses grössten Geschäfts, das ich je gesehen hatte, erklärte uns, dass die Zusammensetzung des Leims, mit dem die Halbedelsteine in vorher sorgfältig angelegten Vertiefungen eingekittet werden, ein Familiengeheimnis sei, das jeweils vom Vater auf den Sohn vererbt werde. Trotz der überaus lebendigen Präsentation seines Handwerks und seiner Kunstwerke hatte er bei uns keinen Verkaufserfolg.

Vor dem Dinner rief ich noch rasch Peter von Arx in Wynau an, um ihn über den Flugzeugabsturz ins Bild zu setzen und ihm mitzuteilen, dass wir alle wohlauf seien. Eine Vorsichtsmassnahme, die sich im Nachhinein als überflüssig erwies, weil in allen Meldungen das Flugzeug als Militärmaschine aus-gewiesen wurde.

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