Ein Reisebericht von Beat Bähler



 
 

 

Die heutige Etape

Der Engel am Lac Anosy. Errichtet zu Ehren der Opfer des ersten Weltkieges wohl noch durch die ehemalige Kolonialmacht Frankreich

Der Blumenmarkt im Hintergrund , auf der Höchsten Kuppe gelegen, der 1995 in Flammen aufgegangene Palast der Königin

es beginnt zu regnen

Donnerstag, 2.3.2000: Antananarivo - Antsirabe

Gegen 7.00 Uhr lokaler Zeit (MEZ + 2 h) landen wir in Antananarivo (ab sofort nur noch Tana, wie es auch von den Einheimischen genannt wird). Die Einreise, obwohl problemlos, hat einige Eigenheiten. Erstens werden die Gepäckabschnitte kontrolliert und zweitens sind Videokameras bei der Einreise zu deklarieren. Dies geschieht durch Einschreiben in ein dickes Buch und einen Stempel auf dem Abflugticket. Drittens wird das Gepäck bei der Zollkontrolle einer eingehenden Prüfung unterzogen.

Wir werden wie üblich am Ausgang von einem hochgehaltenen Schild mit unserem Namen erwartet. Wie überall in der (dritten) Welt folgt auch hier das Spiessrutenlaufen durch Taxifahrer, Gepäckträger und andere Anbieter von Dienstleistungen aller Art. Nachdem wir unser Gepäck im Bus deponiert haben zeigt uns Noël, unser Guide für die nächsten 10 Tage, den Wechselschalter. Hier können wir unsere Checks in madegassische Francs umtauschen. Der Kurs beträgt ca. 4‘000.- MFR für SFr. 1.--. Die SFr. 200.--, die wir auf Geheiss von Noël wechseln machen uns fast zu Millionären. Wir fahren nun in der morgendlichen Rushhour zum Hotel in Tana. Hier werden wir auf unsere Reisebegleiter Patrick und Barbara treffen. Sie sind bereits gestern nacht mit Air France nach Tana geflogen. Sie werden uns dies damit erklären, dass sie anschliessend noch eine Woche nach Mauritius zum Baden fliegen werden und ihnen das Reisebüro aus Kostengründen einen Air France-Flug empfohlen hat. Wir sind sehr überrascht als sie als Grund für ihren Abstecher nach Mauritius angeben, dass ihnen das Reisebüro von Badeferien auf Madagaskar abgeraten hat. Wir werden in der letzten Woche sehen, ob dies grundlos geschehen ist. Als wir nach 1 1/2 Stunden endlich im Hotel ankommen - auch Tana droht der Verkehrskollaps - bittet uns Noël im Café des Hotels noch einen Moment zu warten. Wir bestellen uns einen Café und sind begeistert von dessen Qualität. Barbara und Patrick kommen schon bald mit ihrem Gepäck und wir können uns auf den Weg nach Antsirabe machen, der ersten Station unserer Rundreise. In Tana besuchen wir noch den Blumenmarkt am Lac Anosy und fahren dann auf der Route Nationale 7 nach Süden. Sobald wir Tana ein Stück hinter uns gelassen haben nimmt der Verkehr deutlich ab, und wir kommen mit unserem Hiundai-Minibus sehr gut voran. Der Zyklon, den ich vor unserer Abreise auf einer Satelitenaufnahme gesehen habe, hat nicht wie üblich einen nördlichen Weg eingeschlagen, sondern zieht entlang der madegassischen Ostküste ebenfalls südwärts. Wir werden ihn im Hochland als dauernden Reisebegleiter dabei haben. Hier am Blumenmarkt hat es nun also angefangen zu regnen. Wir verziehen uns in den Bus und fahren vorbei an Reisfeldern und madasgasischen Dörfern nach Ambatolampy, wo wir unseren Mittagshalt einlegen. Hier bemerken wir den französischen Einschlag der Küche deutlich. Das Menü besteht aus 5 Gängen und der Mittagshalt dauert gut zwei Stunden. Dann geht die Fahrt weiter. Noël erklärt uns die Bauweise der Häuser im Hochland. Alle haben zwei Etagen und ein Giebeldach. Sie haben dicke Mauern aus gebrannten Ziegelsteinen und sind mit lokalem Lehm verputzt. Auf diesem Abschnitt wechselt die Farbe der Häuser von rosa im Norden zu rostrot im Süden. Auch braucht ein Reisender auf Madagaskar keinen Kompass. Die kleinen Fenster und die Türen liegen immer nach Westen. Uns wird erklärt, dass es die Madegassen lieben, den Sonnenuntergang zu betrachten, wenn sie abends vor ihrem Hause den Feierabend geniessen. In Antsirabe angekommen beziehen wir unser Hotel und gehen um 20.00 h zum Nachtessen. Nachdem wir bereits beim Mittagessen das Nationalgericht, eine Fleischsuppe bestehend aus Zebufleisch mit einer Spinatart und Gewürzen probiert haben, und uns das Zebufleisch ausgezeichnet geschmeckt hat, riskieren wir beim Abendessen einen Versuch mit Zebusteak oder Zebugeschnetzeltem und sind hell begeistert. Ein so aromatisches Rindfleisch bekommen wir in Europa nicht. Auf dem Rückweg zum Hotel sehen wir nun auch noch die Rikschazieher. Sie haben es noch nicht aufgegeben und hoffen auf eine Fahrt zum „Vasa"-Preis von 5‘000.- MFR. Doch der nun heftig fallende Regen hält uns von diesem Vergnügen ab. Den Vasa-Preis, den Preis für die weisshäutigen Fremden hätten wir nach einigem Handeln auf jeden Fall bezahlt.