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Um 9.00 Uhr werden wir wieder von Selvam abgeholt. Es geht los in Richtung
Serian. Unterwegs halten wir bei einem chinesischen Bauern an und Selvan erklärt
uns den Pfefferanbau. Momentan erhält der Bauer
20 Ringit für ein Kilo weissen Pfeffer. Auf dem Markt in Serian kauft Selvam
anschliessend unsere Lebensmittel für die folgenden zwei Tage ein. Wir besuchen
unterdessen den lokalen Markt. Neben uns Bekanntem gibt es auch noch allerlei
Unbekanntes oder gar Ekliges, wie z.B. lebende, dicke fette
Maden, zu kaufen. Der Markt hinterlässt einen sehr sauberen und aufgeräumten,
fast schon europäischen Eindruck. Nach etwa 40 Minuten setzen wir unsere Fahrt
fort. Gegen 12.00 Uhr halten wir an einer Shopping-Mall an. Einkaufsladen
reiht sich an Einkaufladen.
Hier nehmen wir unser Mittagessen ein und kaufen die Gastgeschenke für die
Iban am Lemanak-River ein. Selvam sagt, Quantität kommt vor Qualität. Also
werden einzeln verpackte Bisquits, Bonbons, Schokoriegel usw. im Gesamtwert
von 35 Ringit (= ca.14.- SFr.) eingekauft.
Nach einer noch ca. 1 ¼ -stündigen Busfahrt kommen wir zum Lemanak-River.
Hier wird alles in ein Langboot verladen und wir beginnen unsere 1 ½-stündige
Fahrt flussaufwärts. Da dieser im Moment wenig Wasser hat müssen die Bootsleute
ab und zu mit Stangen den Aussenbordmotor unterstützen oder sogar aussteigen
und das Boot über die Flachwasserstellen ziehen. Im Langhaus angekommen sehen
wir zuerst die beiden Gästelanghäuser.
Hier werden wir Quartier beziehen.
Im Schlafsaal ist für uns ein Bett gerichtet. Wunderschön unter einem Moskitonetz.
10 Minuten nach unserer Ankunft erhalten wir bereits einen heissen Kaffee.
Selvam klärt uns nun noch über die diversen Tabus der Iban auf worauf wir
ins Langhaus gehen.
Dieses Langhaus wird von 21 Familien bewohnt und kann nicht mehr weiter
in die Länge wachsen weil der Platz nicht ausreicht. Darum hat es links und
rechts noch einzelstehende Häuser von Familien die bei ihren Eltern keinen
Platz mehr hatten. Die Regierung hat jedoch hinter dem Langhaus eine grössere
Fläche planiert um Raum für ein neues Langhaus zu schaffen. Die Regierung
tut auch alles, um die Iban an ihrem angestammten Platz zu halten, um so eine
Abwanderung in die Städte und eine Verslumung zu verhindern. So ist der Generator
und das meiste Bauholz sowie die elektrische Installation im bestehenden Langhaus
von der Regierung gestellt. Selvam erklärt uns auch, dass es an jedem Fluss
ein oder mehrere Zentren gibt, in dem medizinische Hilfe und Beratung in Landwirtschaftsfragen
unentgeltlich zur Verfügung steht. Die Iban erhalten dort ebenfalls Saatgut
und Kühe, um so ihr Einkommen zu verbessern und sie von der Jagd abzuhalten.
Im Umkreis eines Langhauses gibt es trotzdem praktisch kein Wild und keine
grösseren Vögel mehr.
Als wir um ca. 16.00 Uhr ins Langhaus gehen ist es fast ausgestorben. So
sehen wir seinen genauen Aufbau.
Es besteht aus der Veranda, der ungedeckten Arbeitsplattform auf der auch
die Kampfhähne gehalten werden, der gedeckten Vorhalle, hier greift bereits
eines der Tabus. Die mit Matten belegten Stellen dürfen nicht mit Schuhen
betreten werden, sowie den durch Türen abgeschlossenen eigentlichen Wohnräumen.
Diese dürfen ohne formelle Einladung nicht betreten werden. Als wir so durch
das Langhaus schlenderten sahen wir u.a. die Totenschädel für die die Kopfjäger
von Borneo so bekannt sind. Am hinteren Ende oder eigentlich am Eingang des
Langhauses, denn hier steht der Eingangspfahl, der mit einer dreitägigen Zeremonie
errichtet wird, wartete der Begleiter aus dem Langhaus, den wir
seit Kuching dabei hatten, auf uns.
Er lud uns zum traditionellen Reiswein ein. Ein Getränk, das jede Familie
selber aus Reis und Weizen braut. Der uns hier kredenzte Reiswein ist leicht
süss und schmeckt ausgezeichnet. Sein Sohn brachte anschliessend noch den
aus dem Reiswein destillierten Reisschnaps. Dieses im Geschmack etwas an Sake
errinernde Getränk habe ich nur in kleinen Mengen probiert. Als wir zurück
ins Gästehaus kommen hat Selvam angefangen unser Nachtessen zuzubereiten. Ginger-Beef, Chicken-Curry, Bohnen und
Reis. Selvam ist ein ausgezeichneter Koch. Nach dem Nachtessen gehen wir
mit unsere Geschenken ausgerüstet, erneut ins Langhaus, um uns unterhalten
zu lassen. Vor der Wohnung des Chefs werden wir gebeten auf den Matten Platz
zu nehmen. Reiswein, diesmal ist er etwas stärker und fast ohne Zucker, wird
serviert. Dann beginnen die Iban mit ihren Tänzen.
Der Schamane des Langhauses führt den Hornbill-Tanz vor und zwei Frauen ahmten
die Bewegungen des Fasanes nach. Darauf folgte der Bambus-Tanz, eigentlich
ein Geschicklichkeitsspiel. Dazwischen überreichen wir die Gastgeschenke,
die der Chef entgegennimmt und von seiner Frau gerecht verteilen lässt.
Die Dorfkinder holen die Geschenke für die ganze Familie ab. Betteln haben
wir nicht gesehen, kein Kind hat je um irgend etwas gebettelt - eine saubere
Sache. Die Ibanfrauen haben noch ihre Schnitz- und Flecharbeiten zum Kauf
ausgestellt aber nicht angepriesen. Wir müssen uns am Schluss sogar wehren,
dass ein Stück das wir kaufen wollen nicht in einem Sack verschwindet. Dann
gehts zurück in den Schlafsaal und Selvam schaltet um 23.00 Uhr den Generator
aus. Wir haben beim Licht der Taschenlampe noch ein wenig gelesen.