Letzte
Nacht hat der Dschungelgeko Haus Nr. 5 heimgesucht und wir konnten ungestört
schlafen. Nach dem Aufwachen beobachten wir den Eisvogel, der wieder seine Position
auf dem Stromkabel bezogen hat. Das Personal der Lodge machte seine obligaten
Sprüche ferngesteuert und made in Taiwan.
Nach
dem Morgenessen ging es wieder über die Schotterpiste zurück. Das japanische
Ehepaar sass zusammen mit uns in einem Landrover. Auf dieser Strecke konnte
der Landrover seine Qualitäten nun wirklich beweisen. Die Fahrt im Landi war
mindestens doppelt so bequem wie im Minibus. Bei den Gomatong-Caves mussten
wir 10 Minuten auf die Parköffnung warten.
Die Höhlen sind wegen den in ihnen „wachsenden" Schätzen von der Regierung streng
bewacht. Kostet doch 1 kg ungereinigter Vogelnester, je nach Qualität bis zu
SFr. 7000.-. Im Oktober ist keine Erntezeit, aber die im Dezember beginnende
Ernte zeigt bereits erste Auswirkungen. Am Parkeingang wird bereits mit dem
Aufbau der Unterkünfte für Souvenirhändler und Einkaufsladenbesitzer begonnen,
die Touristen und Nestsammler während der Ernte versorgen. Die Regierung reisst
diese Bretterbuden jeweils nach Ende der Ernte wieder ab, um eine Slumbildung
zu vermeiden.
Nach der kurzen Fahrt zum HQ beginnt der ca. 20-minütige Fussmarsch zur unteren
sogenannten Black-Cave. Unterwegs macht uns Malvin auf eine Buffy-Fish-Owl und
eine Green Crested Lizzard aufmerksam. Schon weit vor dem Höhleneingang schlägt
uns der typische Guano-Duft entgegen. In den Gomatong-Caves werden die Vogelnester
im Gegensatz zu den Niah-Caves in denen Bambusstangen verwendet werden, um zu
den Nestern zu klettern, Leitern und Seilkonstruktionen verwendet. Am Eingang
ist ein kunstvoll
geknüpftes Modell zu sehen mit dessen
Hilfe uns Melvin die Arbeitsabläufe erklärt. Der anschliessende Gang in die
Höhle ist ein Balanceakt über Bambusstangen. Diese sind zum Schutz der teuren
Schuhe in den Guano gelegt. Das aus der Höhle fliessende Wasser macht jedoch
aus dem Dreck eine unangenehm stinkende Pampe.
Im Innern der Höhle ist der Mist etwas trockener und es besteht somit nicht
mehr die Gefahr über die Schuhe hinaus einzusinken.
Die Fauna am Boden ist eindrücklich.
Insekten zu Millionen. Küchenschaben und anderes Ungeziefer leben in diesem
Mist und ernähren sich davon oder von Schwalben und Fledermäusen, die zu Boden
fallen. Zarte Gemüter sollten einen Hut tragen, denn von oben fallen nicht nur
Wassertropfen. Die Japaner in ihren Halbschuhen bekunden etwas Mühe und wir
verlassen die Höhle nach einem kurzen Aufenthalt wieder. Die Rückfahrt geht
nun wieder via Schotterpiste zurück an die Abzweigung und von dort auf der geteerten
Strasse nach Lahad Datu. Hier verlassen uns die Japaner. Sie fahren nach Sipadan,
um dort zu baden und zu tauchen. Wir wechseln das Fahrzeug und fahren Richtung
Danum Valley. 10 Minuten hinter Lahad Datu biegen wir links auf eine ungeteerte
Strasse ab und werden an einem Tor angehalten. Hier muss der Fahrer die Bewilligung
vorweisen, um in das der Saba-Foundation gehörende Gebiet einzufahren. Die Saba-Foundation
hat von der Regierung die Holznutzungsrechte im Südwesten erhalten und zwei
Gebiete als Naturschutz- und Forschungsgebiete ausgewiesen. Eines ist das Danum
Valley, das durch die Borneo Rain Forest Lodge (BRL) touristisch genutzt wird.
Das Maliau Basin ist für Touristen nicht ohne weiteres erreichbar. Die Adresse
der BRL lautet KM 72. Es folgt also eine 72 km lange Fahrt über eine unbefestigte
Strasse auf der uns immer wieder ein Holzlaster entgegenkommt dem unser Fahrer
geschickt ausweicht. Diese Laster bremsen nicht wegen Kleinbussen! Können sie
auch nicht wenn man an die Tonnen Holz denkt, die sie geladen haben. Wasserspuren
auf der Strasse zeigen deutlich, dass die Bremsen auch ohne zusätzliches Bremsen
arg belastet sind und darum von Zeit zu Zeit mit Wasser gekühlt werden müssen.
Nach etwa 50 km biegt von der Strasse ein schmaler Weg ab. Hier ist nun wirklich
nur noch Dschungel bis das Haupthaus der BRL auftaucht. Wir werden freundlich
empfangen und gleich gebeten die Schuhe aus- und Schlappen anzuziehen.
Die BRL ist auf zwei Ebenen gebaut. Unten der schmutzige Teil, oben auf Stelzen
der saubere mit Wohnhäusern und Speisesaal. Am Eingang warnt ein Schild vor
der grössten „Gefahr" im Danum Valley, den Leeches, zu Deutsch den Blutegeln.
Nun, es ist bereits 14.00 Uhr, wird uns das späte Mittagessen serviert, und
uns unser Zimmer im Chalet D2 gezeigt. Das Zimmer ist luxuriös, hat Dusche/WC
und einen schönen Balkon. Wir erhalten die Anweisung um 15.30 Uhr wieder unten
zu sein, um mit unserem Guide den ersten Ausflug zu unternhemen. Als wir rechtzeitig,
mit Regenschutz ausgerüstet, abmarschbereit sind, wird uns vom Manager der Lodge
unser Guide vorgestellt. Wir werden während der nächsten 2 ½ Tagen von Denny
auf unseren Ausflügen begleitet werden. Hier in der BRL erhält jede Gruppe für
den ganzen Aufenthalt einen Führer zugewiesen, der sich um alles kümmert. Die
max. Teilnehmerzahl pro Gruppe ist 6 Personen. Denny wird am schwarzen Brett
als „Denny with keen eyes" beschrieben, wir werden erkennen, dass diese Beschreibung
zutrifft. Noch bevor wir abmarschieren ereignet sich etwas, das uns zu einem
Ausspruch über den Regenwald veranlasst: Expect the unexpected. Dies wird uns
auf jedem Meter, den wir im Regenwald zurücklegen, widerfahren. Denny erklärt
uns anhand einer Karte die Wege und Trails des Danum Valley. Dann ein Rascheln
im Baum vis-à-vis. Zwei
Maroon Languren sitzen im Wipfel und
verpflegen sich mit den Blättern. Unser erster Trail, den wir unter die Füsse
nehmen ist der sogenannte Nature Trail.
Dieser ist als Plankwalk angelegt und erschliesst ein ca. 2000 m2 grosses Waldstück
hinter der Lodge. Hier zeigt uns Denny lokale Pflanzen und versucht uns das
Oekosystem des Regenwaldes näher zu bringen. Auf der an den Fluss gebauten Aussichtsplatform
versuchen wir Säuger oder Vögel auszumachen, doch das Glück ist uns nicht
hold. Als gegen 17.30 Uhr ein Gewitter aufzieht, beeilen wir uns in die Lodge
zurückzukehren.
Die
beiden Affen haben sich in der Zwischenzeit nicht viel weiterbewegt und bevor
es richtig anfängt zu giessen, beobachten wir das Pärchen noch eine Weile. Nun
ist duschen angesagt. Die sonst schon hohe Luftfeuchtigkeit in Borneo hat hier
im Danum Valley nochmals eine Steigerung erfahren. Wir sind nass, als ob wir
unter der Dusche gestanden hätten. Als wir zum Nachtessen gehen bemerken wir
einen weiteren Touristen. Diesmal ist es wirklich einer. Ein Engländer der uns
schon in Sepilok durch seine Rastalocken aufgefallen ist. Er hat den Angaben
seines Reisebüro getraut, die ihm mitgeteilt haben, dass es kein Problem sei
in Borneo zu reisen, da sich der Haze verzogen habe. Wir finden alle, dass die
europäische Presse diese Umweltkatastrophe zwar richtigerweise aufgedeckt hat,
sich dann aber darin gefallen hat, zu generalisieren, ganz Südostasien mit Schreckensbildern
als gefährlich für die Gesundheit zu titulieren anstatt neutral und weniger
reisserisch zu berichten. Das Nachtessen ist eine Ueberraschung. Am Abend wird
europäisch gekocht. Das Essen und die Bedienung verdienen schon fast einen Stern.
Ein Riesenkompliment für den Koch und das Management. Anschliessend wird uns
eine Diashow gezeigt, die sich mit den Aufgaben der Saba-Foundation und dem
Regenwald und dessen Nutzung befasst. Die Leute wissen, dass sie Fehler begangen
haben und versuchen nun den Wald zu nutzen und nicht nur zu benutzen, um Einkommen
zu erwirtschaften. Leider regnet es nach der Diashow immer noch, so dass der
vorgesehene Nightwalk ins Wasser fällt. Aber wir können uns mit der reichhaltigen
Buchauswahl über Flora und Fauna Borneos, den Schaukasten mit Fundstücken aus
dem Dschungel und dem Gästebuch mit Eintragungen von Isabella Rosellini und
dem König von Schweden die Zeit bis zum endgültigen Müdewerden vertreiben.
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