Dienstag, 13. Oktober 1998 - Yanahurco

Als wir dieses beendet haben und unser leichtes Gepäck für die zwei Übernachtungen, eigentlich nur die Schlafsäcke und Reservewäsche, bereitgestellt haben, haben die Chacras unsere Pferde gesattelt. Fernando gibt uns eine 2-minütige Reitlektion und dann heisst es aufsitzen und im Schritt nehmen wir den 5-stündigen Ritt über den Paramos zum 4000 m hoch gelegenen See in Angriff.

Der erste Aufstieg gibt uns bereits einen Eindruck von der Qualität der kleinen Pferde und des Westernsattels. Nicoles Moro-Chicco, Moro für alle Pferde mit weissem Haar, hat noch seine langen Mähnenhaare, währenddessen alle anderen Pferde gestutzt sind. Die unbeschlagenen Pferde sind auch im sumpfigen Gelände sehr trittsicher und tragen uns problemlos auch über die 4200 m hohen Pässe zum See.

Unterwegs entdeckt Moncho in der Ferne zwei Brillenbären, die sich an einer Agave gütlich tun. Als es zu sumpfig wird steigen wir für etwa 200 Höhenmetern ab, nicht um die Pferde zu schonen sondern uns. Die Pferde haben die unangenehme Eigenschaft zu springen wenn sie im Sumpf einsinken und wir hätten dann das Problem uns im Sattel zu halten, erklärt uns Moncho. Ich habe etwas später als wir wieder aufgestiegen sind die Gelegenheit, dies zu bestätigen. In sehr kurzem Abstand habe ich vorne keinen Pferdehals und anschliessend auf dem Pferdehintern liegend den Himmel gesehen. Doch durch Sattelknauf und auch sonst gutem Sattel habe ich es geschafft, im Sattel zu bleiben.

Eine gute Stunde vor Eintreffen am See hat es dann begonnen zu regnen. Doch wie Fernando uns versprochen hat, blieben wir in den Chaps genannten Reitüberhosen und mit Hut und Poncho ausgerüstet absolut trocken. Als wir gegen 15.30 Uhr bei der Schutzhütte ankommen, sind wir alle gespannt, wie diese wohl aussieht.

Sie entpuppt sich als mit Wellblech bedecktes Loch im Berghang. Der Boden ist mit Pampasgras belegt. Hier können wir also nun unsere Schlafsäcke auslegen. Im Vorraum ist eine Grube ausgehoben, in dieser entfacht Nappo, einer der Chacras, sofort ein Feuer. Moncho gibt die Angelruten aus und wir beginnen damit unser Nachtessen zu angeln. Die Forellen im Bergsee haben eine erstaunliche Grösse erreicht. Pro Person und Tag darf eine Forelle gefangen werden. So will es Fernando, Herr und Meister über dieses wunderschöne Reich.

Mit beginnender Dunkelheit hört es auf zu Rieseln und der Himmel klart auf. Wir haben einen wunderschönen Blick auf den Antisana, einen weiteren 5000er der eine Grenze zu Yanahurco bildet. Vor lauter Kälte fangen die Frauen, die ums Feuer sitzen, an zu singen. Dann legen wir die gefangenen Forellen auf den Grillrost, der erstaunlicherweise genau über die Grube passt. 30 Min. später, die Augen der Forellen sind weiss, können wir zu Abend essen. Nappo hat auf den beiden Gasflammen, eines der Packpferde war mit Gasflaschen beladen, ein reichhaltiges Mahl zubereitet und auch der Kaffee zum Schluss fehlt nicht. Das Wasser dazu kommt aus dem klaren See und hat, da gekocht, keine Nebenwirkungen.

Nachdem wir alle die Konstruktion der Toilettenhütte ein schicker Rundbau mit schlecht schliessender Tür aus Holzlatten und Pampasgras über einem Erdloch erstellt und des Toilettensitzes , eine auf einem Campingstuhl montierter Klobrille, gewürdigt haben, kriechen wir in unsere Schlafsäcke. Morgen soll es zeitig auf den gegenüberliegenden Pass gehen.

Bilder und Text © meinereisen.com letzte Aenderung: 11.06.2000