Als wir um 06.30 Uhr, wie vereinbart, vor dem Büro des Forest Department für die Frühpirsch bereit standen, waren weder ein Begleiter noch ein Fahrzeug da. Nach einiger Zeit kam ein verschlafener Mann, öffnete einen Schuppen und startete ein Uraltvehikel, in das wir verladen wurden. Mitten im Kleinbus lag das Reserverad, das immerhin noch etwas besser im Stande zu sein schien, als das eine Hinterrad, von dem sich bereits ein grösserer Teil der Lauffläche gelöst hatte. Schon bald sahen wir eine Gruppe schwarzer Affen im Geäst hoher Bäume, die sich beim näheren Hinsehen als Wanderus entpuppten.
Ziel unserer Fahrt war das Elefantencamp Varagaliar, wo neben einer grösseren
Anzahl erwachsener Bullen, darunter schöne Tusker, nur vier Kühe leben. Auch
hier konnten wir wieder bei der Zubereitung der Kraftfutterballen aus Linsen
und Zuckerrohrsirup zusehen. Zuerst wird der dunkel-braune Brei in grossen
Gefässen über offenem Feuer gekocht und dann in einem Holzrahmen zu gleich
grossen Würfeln gepresst.
Ein Mahout wollte uns eine Freude bereiten und gleichzeitig einige Rupies
verdienen und führte Kunststücke mit einem jungen Bullen vor, wobei er diesen
auf zwei Beinen stehen liess. Als ihm Deena meine Bedenken wegen der zu starken
Belastung der Gelenke vortrug, war er höchst erstaunt. All die Elefanten,
die fein säuberlich aufgereiht an ihren Plätzen standen, ergaben eine eindrückliche
Kulisse. Leider drängten unsere Begleiter schon bald auf die Rückkehr nach
Topslip.
Ihre Leistungen waren nach Ansicht der Gruppe mehr als nur dürftig und
hätten eigentlich überhaupt kein Trinkgeld gerechtfertigt.
In der Kantine erhielten wir unsere Eier-Omeletts auf einer Platte serviert, gegessen wurden sie ab Bananenblatt. Daneben gab es Tee, Toast, Butter und Marmelade aus unseren Einkäufen von gestern. Schon nach der Rückkehr vom Game Drive waren der Driver und Deena zu mir gekommen und hatten mir mitgeteilt, der Forest Department Officer offeriere uns zwei Räume in ‚Ambuli Hills', allerdings gegen eine nochmalige Bezahlung von je 400 Indian Rupies. Ich lehnte es ab, nochmals für die Räume zu bezahlen.
Ich liess mich aber dann doch noch dazu überreden, die Zimmer wenigstens einmal anzusehen. Also fuhr ich hin und traf ein hässliches Betongebäude in einer wunderschönen Waldlichtung an. Von der Mannschaft wurden wir freundlich empfangen und herumgeführt. Sie versicherten uns, dass sie für ihre Gäste auch kochen würden, denn der Weg zur Kantine wäre schon etwas weit gewesen.
Ich entschloss mich zu Mr. S. Selvaraj zu gehen und mit ihm zu verhandeln. Dieser redete sich immer wieder heraus. Er sei überhaupt nicht verantwortlich für die Zuteilung der Räume. Dies werde vom Main Office in Pollachi vorgenommen und im Moment seien zwei zusätzliche Räume durch das Ministerium reserviert worden. Er könne uns also ausser diesen beiden bereits offerierten Räumen nichts anderes zur Verfügung stellen und müsse auch den geforderten Betrag einziehen. Zudem sei die Reservation unserer Räume erst sehr spät, nämlich am 26.02.99 erfolgt und am 27.02.99 durch Mr. Andrew Pinto bestätigt worden. Allerdings sei eine Reservation erst eine Woche vor Ankunft möglich. Ich willigte schliesslich im Interesse der betroffenen Gäste ein und bezahlte 800 Indian Rupies, für die ich eine Quittung über 608 Indian Rupies erhielt. Daraufhin angesprochen, erwiderte er, dies sei ein spezieller Code. Dafür versprach er die übrigen Räume nochmals gründlich reinigen zu lassen und beklagte sich, er erhielte eben (fast) kein Geld für den Unterhalt der Unterkünfte. Es reiche höchstens für einen Neuanstrich pro Jahr. Auch mein Einwand, dass dies eine sehr schlechte Empfehlung für einen Nationalpark sei, der nach Indhira Gandhi benannt ist, liess ihn unbeeindruckt. Ich solle mich an das Büro in Pollachi wenden, dieses sei für alles verantwortlich. Immerhin gestand er zum Schluss ein, dass in den Häusern ‚Bison' üblicherweise nur Einheimische einquartiert würden.
In der Kantine wurden wir heute weit freundlicher empfangen als gestern
und wir begannen uns auch ein wenig heimisch zu fühlen. Um 15.30 Uhr starteten
wir mit dem Koch und einem Boy von ‚Ambuli Hills' zu einem Jungle Walk. Beide
gaben sich grosse Mühe, uns Pflanzen und Tier zu erklären und führten uns
an ein brütendes Sonnerat-Huhn heran. Zeitweise wanderten wir durch ganze
Schmetterlingschwärme, es schien Sonnenvögel zu ‚regnen'. In den Wipfeln der
Urwaldriesen turnten Wanderus und Schopflanguren herum. Doch die grösste Überraschung
kam noch. Der ältere unserer beiden Führer war über einen Damm eines kleines
Stausees gegangen und auf der Suche nach einer seltenen Nachtschwalbenart
am gegenüberliegenden Ufer im Wald verschwunden. Nach einer Weile kam er zurück
und winkte uns, ihm zu folgen. Mitten im Wald zeigte er uns im Geäst eines
grossen Buschs ein Männchen eines Ceylon-Froschmauls. Er habe hier über die
Jahre gesamthaft ungefähr 20 dieser seltenen Vögel gesehen. Unterdessen hätten
sie jedoch schon erfolgreich in der Gegend gebrütet. Erst um halb 6 Uhr kamen
wir wieder nach Topslip zurück. Nun verabschiedeten sich Doris, Nicole, Andy
und Beat und zogen nach ‚Ambuli Hills' um. Die Übriggebliebenen trafen sich
vorerst in der Kantine zum Nachtessen und anschliessend im ‚Chital' zu einem
von den Bewohnern offerierten Bier. Während wir dort auf den Besuch der Wildschweinrotte
warteten, die gestern Abend wenige Meter vor Dorothee, Nelly, Alfred und Walter
vorbeispaziert waren, zogen wir Bilanz über unsere Erfahrungen in diesem Park.
Wir kamen zum einstimmigen Schluss, dass wir bei zukünftigen Reisen auf das
Indhira Gandhi Sanctuary verzichten und dafür den Aufenthalt in der Kabini
River Lodge verlängern würden. Eigentlich schade für das 958 km2 grosse Reservat,
das 1976 gegründet wurde, nachdem in dieser Gegend Ende des vorigen Jahrhunderts
der Primärwald grösstenteils abgeholzt und durch Teak-, Kaffee- und Tee-Plantagen
ersetzt worden war.
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