Bei leicht bewölktem Wetter und ‚nur' 15°C nahmen wir die 220 km Etappe
für die mindestens 6 Stunden Fahrzeit veranschlagt war, unter die Räder. Als
wir in Karamadai einen Zwischenhalt machten und uns die Vorbereitungen zu
einem Fest zu Ehren Shivas, bei dem auch ein haushoher Tempelwagen auf massiven
Holzrädern mitgeführt wird, ansahen,
wurden wir von Dr. A.K. Swaminathan (Anaesthesist) in dessen Haus eingeladen
und mit kühlem Coca bewirtet.
Das Haus, das über 100 Jahre alt ist, wies vier schöne handgeschnitzte
Säulen und einen gestampften Lehm-boden, der täglich mit Kuhdung eingestrichen
wird, auf. Wir fühlten uns sehr behaglich und hatten Mühe, die freundliche
Einladung der Hausherrin zum Mittagessen auszuschlagen.
In Coimbatore nahmen wir in einem Dachrestaurant einen verspäteten Lunch ein. Deena und ich drängten ständig auf möglichst raschen Aufbruch, da wir unbedingt vor Einbruch der Dämmerung an unserem Zielort ankommen wollten. Im Laufe des Nachmittags erreichten wir die Stadt Pollachi, wo wir uns in einem gut dotierten Geschäft neben Lebensmitteln und Getränken (speziell dem unverzichtbaren Mineral Water) mit allen möglichen lebensnotwendigen Artikeln wie Moskito-Räucherspiralen, Seife und WC-Papier für die nächsten zwei Tage eindeckten.
Mit grosser Spannung ging es dann über ein enges Strässchen bergwärts
zum Anamalai oder Indhira Gandhi Sanctuary, über dessen primitive Infrastruktur
wir in den vergangenen Tagen schon so einiges erfahren hatten. In Topslip
wurden wir von einem reichlich mürrischen Beamten namens S. Selvaraj des Forest
Department empfangen. Wenigstens bestätigte er uns unsere Reservationen und
so konnten wir uns kurz nach 17 Uhr auf die Suche nach den Räumen im Haus
‚Chital', wo Dorothee und Alfred und Nelly und Walter untergebracht waren,
machen. Das Holzhaus fanden wir auf einer Anhöhe am Waldrand. Die Zimmer machten
einen verstaubten und das ganze Haus einen eher vernachlässigten Eindruck.
Zuerst mussten wir noch die Betten umstellen, doch dann schien alles mehr
oder weniger zu klappen.
Als wir zurückfuhren, um das Haus ‚Bison' zu suchen, erlebten wir eine böse Überraschung. In den für uns vorgesehenen Zimmern herrschte eine unbeschreibliche Sauordnung aus schmutziger Wäsche, Abfällen und einem Dreck, der schon seit Wochen dort zu liegen schien. Mit einem kleinen Trinkgeld und durch ständige Präsenz brachten wir dann zwei ältere Leute mit grösster Mühe dazu, die Zimmer einigermassen besenrein zu wischen und die Betten frisch zu beziehen.
Allerdings blieb das Bett von Beat weiterhin auf dem Quaderstein stehen,
der ein abgebrochenes Bein ersetzen sollte. Keine der Duschen funktionierte,
die Armaturen hatte längst jemand abgeschraubt und mitgenommen. Über sämtliche
Ablageflächen zog sich eine dicke Schmutzkruste; ganz zu schweigen vom Boden,
auf den schon unzählige Betelnusskauer gespuckt haben mussten. Doris und Nicole
begannen Plastiksäcke auszubreiten, damit sie wenigstens das allernotwendigste
einigermassen sauber deponieren konnten. Welch ein Kontrast zu dem Privathaus,
das wir am Mittag gesehen hatten. Nachdem wir noch mit Mühe und Not einen
Schlüssel erhalten hatten, mit dem wir unser Haus notdürftig verschliessen
konnten, machten wir uns auf zur Kantine der Rangers, wo wir unsere nächsten
Mahlzeiten einnehmen sollten.
Der Empfang der Einheimischen war eher kühl. Immerhin stellte uns der Wirt einen Nebenraum zur Verfügung, der ihm gleichzeitig auch als Büro und Lageraum für die Getränke diente. Auch die Bewohner des Hauses ‚Chital' warteten mit Neuigkeiten auf: die Betten seien nicht frisch bezogen worden. Alfred berichtete von Kakerlaken von einer vorher noch nie gesehenen Grösse. Als ich nach einem Verantwortlichen suchen wollte, winkten sie jedoch ab, sie hätten ja nicht umsonst Schlafsäcke mitgenommen und ausserdem sei über die Sauberkeit der gewaschenen Bettwäsche auch nichts Genaueres bekannt.
Unterdessen war unser Tisch mit frischen Bananenblättern (anstelle von
Tellern) gedeckt worden, Besteck gab es keines. Dann kam Reis und ein Curry-Gemüse,
nicht einmal so schlecht wie die meisten fanden, aber natürlich ‚hot', weil
es ja nach Art der Einheimischen zubereitet worden war. Nach dem Essen wurden
die gebrauchten Bananenblätter einfach aus dem Fenster geschmissen, wo sie
dann von den allgegenwärtigen Wildschweinen abgeholt wurden. Nach einer kurzen
Lagebesprechung, beschlossen wir den morgigen Tag abzuwarten, insbesondere
einmal zu schauen, was der Park an Tieren zu bieten hatte und erst dann allfällige
Entscheide zu treffen. Parallel dazu sollte versucht werden, bessere Zimmer
zu erhalten und den gröbsten Schmutz entfernen zu lassen.
Ich verzog mich in meinen ‚Schlafsackpariser' und hatte schon etwas geschlafen, als ich durch ein Schnauben geweckt wurde. Unmittelbar vor meinem Fenster stand ein veritabler Gaur im Mondlicht.
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