Nach
einem verspäteten Frühstück und einiger Aufregung um eine Videokamera
und einige Hand-gepäckstücke, die vorerst im falschen Zimmer gesucht wurden,
konnten wir um halb 9 Uhr endlich zum nur 16 km entfernten Eravikulam Nationalpark
abfahren. Die Temperatur lag bei kühlen 12°C bevor die Sonne mit ihren wärmenden
Strahlen das enge Hochtal erreichte. Über enge Strässchen ging es durch endlose
Teeplantagen zu dem auf etwa 2'000 Meter hoch gelegenen, 97 km2 grossen Park,
der für seine Nilgiri Tahrs (englisch Ibex genannt) berühmt ist. Kaum hatten
wir den Bus verlassen, sahen wir auch schon die ersten dieser vom Aussterben
bedrohten, im weiteren Sinne zu den Ziegen gehörenden Tiere, unweit der Strasse.
Erfreulicherweise gab es eine ganze Anzahl von munteren Jungtieren in
der Herde, die übrigens keine grosse Scheu vor uns zeigte. Gemächlich spazierten
wir durch eine herrliche Berglandschaft, die wenn man von den Teeplantagen
und einem kleinen Tempel absah, eigentlich sehr stark unseren Voralpen gleicht.
Im Infomationszentrum wollte uns der Aufseher noch unbedingt eine Rauchschwalbe
am Nest zeigen.
Leider hatten wir keine Zeit, um noch länger zu verweilen, da uns noch eine
Fahrt von 125 km über enge und teilweise ausgesprochen schlechte Strassen
nach Periyar bevorstand. Unterwegs gerieten wir in einen Umzug zu Ehren der
Göttin Durga oder Kali.
Neben einem Priester in Trance, drei homosexuellen Männern in Frauenkleidern,
die extra für das Fest aus einer grösseren Stadt hierher gebracht worden waren,
einer Musikkapelle und zwei, völlig mit Lehm zugekleisterten ‚Mudd Men' war
praktisch die gesamte Dorfbevölkerung auf den Beinen. Wir wurden von den Dorfältesten
spontan zum Mitmachen eingeladen und erhielten Blumenkränze umgehängt. Ein
übermütiger Jüngling spritzte Nelly einen grossen ‚Gutsch' violetter Farbe
ins Gesicht. Spuren davon waren noch lange zu sehen.
Leider mussten wir relativ rasch Abschied nehmen, um unser Tagesziel
rechtzeitig erreichen zu können. Eine Einladung von einer Bauernfrau, die
uns bei einem späteren Zwischenhalt in unser Haus einladen wollte, mussten
wir aus demselben Grund ablehnen. Unterdessen war die Temperatur wieder auf
warme 28.4°C geklettert.
Um 15.15 Uhr trafen wir im Spice Village ein, wo wir zwar noch nicht erwartet worden waren, jedoch nicht minder freundlich empfangen wurden. Der verspätete Lunch schmeckte ausgezeichnet. Hingegen fiel die geplante Fahrt auf dem See aus, da kein Boot für uns reserviert worden war. Deena schaltete jedoch wie immer rasch und organisierte den Besuch eines Gewürzgartens, in dem wir von dessen jungem Besitzer empfangen wurden. Er erzählte uns mit grossem Stolz, wie er speziell frühreife Papayas züchtet und wieviel Gewürze er in der letzten Saison geerntet habe. Zum Schluss führte er uns in sein Haus und zeigte uns einige wunderschöne Holzskulpturen, die er aus ungewöhnlich gewachsenen Ästen und Wurzelstücken mit möglichst wenig künstlichen Eingriffen gestaltet hatte. Bei seinem Bruder wurden wir zu einem ausgezeichneten Gewürztee eingeladen, was sich natürlich entsprechend günstig auf den nachherigen Verkauf von Tee, Gewürzen und anderen Souvenirs in seinem Laden auswirkte.
Das Dinner war wie erwartet äusserst reichhaltig und von bester Qualität. Beat hatte sich zuvor noch im Rahmen eines angebotenen Kochkurses in einige Geheimnisse der indischen Küchenkultur einweihen lassen. Der Manager dieser Lodge, der uns während des Nachtessens zusammen mit seinem Stellvertreter persönlich begrüsste, führt hier eines der besten Unternehmen seiner Art, das ich bis jetzt in Indien kennengelernt habe. Er bietet seinen Gästen nicht nur Unterkunft in komfortablen Bungalows in einer traumhaften Umgebung sowie eine ausgezeichnete Verpflegung, sondern er offeriert auch verschiedene Möglich-keiten, die indische Kultur näher kennen zu lernen: zum Beispiel das korrekte Anziehen des Saris, Gewürzkunde und die indische Küche. Man fühlt sich in Spice Village, ähnlich wie in der Kabini River Lodge rundum wohl aufgehoben, nicht zuletzt getragen von der traditionellen Gastfreundschaft der indischen Bevölkerung.
Ganz im Gegensatz dazu standen die Leistungen der Meridian Holidays, die
sich darauf beschränkten, ihren Auftrag mit einem äusserst rudimentären Reiseplan
(je eine Zeile für das Programm am Morgen und den Nachmittag mit Kilometerangaben/Fahrzeiten
und die Unterkunftsadresse) und den Vauchers an einen Unteragenten weiterzuleiten.
Wie unsere Erfahrungen seit Bandipur leider wiederholt gezeigt hatten, scheint
diese Firma keine Ahnung vom Verkehr auf indischen Strassen und insbesondere
von den Bedürfnissen für Game Viewing zu haben. Anders wären die groben Unterschätzungen
der Fahrzeiten, die mangelhafte Bestellung von Fahrzeugen für die Game Drives
und das allgemein starre Programm mit fixen Essensorten jeweils am Tagesziel
nicht zu erklären. Wir konnten uns deshalb auch nicht vorstellen, dass die
Verantwortlichen die einzelnen Etappenorte aus eigener Erfahrung kannten oder
wenigsten profunde Kenner mit in die Planung einbezogen hätten. Zum Glück
für uns, war Deena ein Meister der Improvisation, der vieles so wieder weitgehend
ausbügelte. Leider fehlten ihm jedoch weitergehende Kompetenzen und ein gewisses
Budget, um die Reise noch besser den aktuellen Geschehnissen anpassen zu können.
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