Montag, 6.3.2000 Isalo Nationalpark
Nach dem Morgenessen fahren wir die 12 km zurück ins Dorf Ranohira und
holen dort unseren Führer ab. Er wird uns durch die Lemurenschlucht
begleiten. In Abänderung des Programms fahren wir direkt an den Eingang
der Schlucht und können uns die 8 km lange Wanderung durch die Felder
sparen. Dadurch werden wir um einiges schneller wieder zurück sein
und am Nachmittag genügend Zeit für einen weiteren Ausflug haben.
Diese Lemurenschlucht entpuppt sich als Bachbett in dem man über
Steine kraxelnd tiefer und tiefer in die Schlucht vordringt. Ab und zu
verschwindet unser Guide seitwärts in den Wald der steil ansteigenden
Schluchtwände. Dann kommt er auf einmal zurück und fordert uns
auf ihm zu folgen. Und da sitzen dann auch vier Sifakas auf einem Baum.
Wir können sie recht gut aus etwa 20 m Entfernung beobachten. Nach
etwa 10 Min. verlassen wir diese Gruppe und dringen tiefer in die Schlucht
vor. Während der nächsten halben Stunde tut sich nichts. Auch
eine zweite sich auf dem Rückweg befindende Gruppe hat weiter hinten,
im noch unwegsameren Teil der Schlucht, nichts entdeckt.
Wir machen uns mit der uns begleitenden Kinderschar, die Farnschösslinge
für das Mittagessen gesammelt hat, auf den Rückweg. Kurz vor
dem Ausgang geht unser Guide noch einmal ins Unterholz ab und ruft uns
dann auch zu sich. Eine Gruppe von braunen Lemuren sitzt auf einem Baum
vor uns. Sie beginnen sich sogar noch in unsere Richtung zu bewegen. Einer
der Lemuren fängt an die Rinde eines Baumes abzulecken, ein anderer
kommt sogar auf den Boden, obwohl Nicole nur ca. 1 1/2 m entfernt am Filmen
ist und fängt an, an einer Bananenschale zu fressen. Ich habe hier
im Gebiet keine einzige Bananenstaude gesehen. Die Lemuren scheinen also
angefüttert zu werden. Nicht schlecht, aber auch nicht gut, wenn
sie alle Scheu vor den Menschen verlieren, und dann evtl. anfangen die
Touristen zu beklauen. Die Makaken aus dem Bako-Nationalpark auf Borneo
könnten als abschreckendes Beispiel dienen.
Auf dem Rückweg entdecken wir noch zwei kleine Chamäleons
und auch eine Schlange kreuzt unseren Weg. Dann erreichen wir wieder den
Parkplatz und Frederic führt uns zurück ins Hotel. Nach dem
Mittagessen, Patrick hat zur Vorspeise das Zebu-Carpaccio bestellt, fahren
wir ausserplanmässig nach Süden. Barbara und Patrick möchten
so gerne Baobab-Bäume sehen.
Unsere Fahrt führt uns nach ca. 5 km vorbei am Saphir-Dorf. Vor
etwa einem Jahr hat hier ein Hirte einen blauen Stein gefunden und einem
Ausländer gezeigt, der viel Geld dafür geboten hat. Der Hirte
machte den Fehler, das rumzuerzählen und heute sind etwa 90'000 Personen
hier und durchwühlen die Erde nach Saphiren. So oder ähnlich
muss es auch im Wilden Westen während des Goldrausches ausgesehen
haben. Als wir das Isalo Gebirge verlassen beginnt auch schon die Palmensavanne.
Die endemischen Silberpalmen stehen einzeln in der weiten Graslandschaft,
ein einzigartiger Anblick. Vor uns tauchen nun Tafelberge auf, die wir
durch den nun wieder einsetzenden Regen zuerst nur undeutlich erkennen.
Diese Berge bilden die Grenze zur Südprovinz der Insel und sind gleichzeitig
eine weitere Wetterscheide. Hinter den Bergen hört es auf zu regnen
und es wird nochmals erheblich wärmer. Nach nochmals etwa 30 km Fahrt
tauchen sie auf, die Baobabs. Von den neun Baobab-Arten auf der Welt kommen
in Madagaskar sechs endemisch vor.
Das einzig Störende an diesem Ort sind die bettelnden Kinder. Dieser
Ort wird auf dem Weg in den Süden von Touristen immer als Photostop
angefahren und bisher das erste Mal begrüssen uns die Kinder mit
Salam Bonbon" und nicht mit Salam Vasa".
Die gute Stunde Rückfahrt werden wir von Regenbogen begleitet. Die
im Westen untergehende Sonne kontrastiert gut mit den Regenwolken im Nordosten.
Das Nachtessen ist wieder exzellent, der Rum danach mit Ingwer war sehr
scharf und nicht jedermanns Geschmack. Als wir zu unseren Bungalows zurückgehen
sehen wir über uns zum ersten Mal die Sterne.
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